„What kind of Europe? Learning from the Crisis“

 

Potsdam, 6. September 2012
Das M100 Sanssouci Colloquium hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2005 zu einer der wichtigsten Konferenzen für Medien und Politik in Europa entwickelt. In einem ebenso persönlichen wie außergewöhnlichen Rahmen lädt es jährlich rund 100 international führende Medien- und Meinungsmacher in die legendären Schlossgebäude von Sanssouci, um im direkten Austausch – auch aus globaler Perspektive – aktuelle Fragen und Probleme von Gesellschaft und Politik zu diskutieren. M100 bietet ein Forum für einen wirklich internationalen Dialog, in dem Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Medien verschiedener Kulturen und Regionen reflektiert sowie Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit gefördert werden.
Jenseits von kommerziellen Fachkonferenzen der Medienindustrie ermöglicht das Colloquium einen persönlichen Austausch auf höchster Ebene über genuin politische Themen und die damit verbundene Frage nach der Rolle der Medien.


Thema und Zielsetzung 2012
Europa steckt inmitten seiner wohl schwersten Krise, finanziell, politisch und gesellschaftlich. In dieser Krise scheint die Politik vor allem damit beschäftigt, ein finanzpolitisches Feuer nach dem anderen zu löschen, ohne jedoch ihr Handeln zu erklären. Dabei haben sich nicht nur das Vertrauen in die integrative Kraft der Märkte, sondern auch die Idee, der Sinn der EU verstehe sich von selbst, längst als Trugschluss erwiesen.


Deutlich wurde zuletzt die Hilflosigkeit der Politik im Umgang mit dem, was Jürgen Habermas einen „verwilderten Finanzkapitalismus“ nannte, aber auch eine strukturelle und ideelle Krise des europäischen Projekts selbst. Welche Konsequenzen hat das für die europäische Idee? Wohin entwickelt sich die EU? Kommt es zu einer wirklichen Demokratisierung des Projekts, oder zu einem „Super-Europa“ von Expertengremien und Regierungschefs, die teils innerhalb, teils außerhalb der Verträge regieren?

Droht gar der Zerfall der EU, wie wir sie kennen? Welche Rolle spielen dabei die Medien? Wie ist es vor dem Hintergrund der Krise um den Zustand der vielzitierten europäischen Öffentlichkeit bestellt? Und jenseits der gängigen Dichotomien von „mehr“ oder „weniger Europa“: welches Europa wollen wir eigentlich? Kann Politik in Europa überhaupt noch etwas gestalten, oder ist sie Kräften ausgeliefert, die stärker sind als sie? Verstärkt die Krise die Kluft zwischen Politik bzw. dem politischen System und den Bürgern, und wenn ja, wie kann dem begegnet werden?
Die Krise der Europäischen Union sei ernster als jede andere zuvor, da sie sich auf fast alle Bereiche und Aktivitäten der Gemeinschaft ausbreite, schreibt Charles Gati, Senior Acting Director für russische und eurasische Studien am Außenpolitischen Institut in Washington, D.C. Und bereits der Historiker Niall Ferguson hatte prognostiziert, dass die Finanzkrise der letzten Jahre einmal als „Weltkrieg ohne Krieg“ in die Geschichte eingehen werde. Besteht dennoch die Chance auf einen Neuanfang? Und wie lassen sich die Probleme Europas als Chance für eine positive, zukunftsorientierte Reformagenda nutzen?


Bereits die erste Konferenz im Jahr 2005 widmete sich unter dem Titel „Quo vadis, Europe” explizit dem Thema Europa. Schon damals dominierte das Wort „Krise” die Diskussionen, und die Teilnehmer stellten fest, dass sich Europa in mehreren Krisen befindet.
Sieben Jahre später scheint das europäische Haus endgültig ins Wanken geraten zu sein. Einige Länder stehen vor dem finanziellen Bankrott, andere verlassen den bereits eingeschlagenen Weg in Richtung Demokratie und Achtung von Freiheit und Menschenrechten und kehren zurück zu nationalistischen, repressiven, autoritären Strukturen. Dezentrale Kräfte haben zugenommen, ebenso Nationalismen.


Doch der Krise wohnt auch eine Chance inne. Denn künftig geht es nicht mehr um mehr oder weniger Europa, es geht um die Frage, wofür Europa steht. Durch den Streit über das Verhältnis zwischen Wettbewerb und sozialer Sicherheit, zwischen Staat und Markt, entsteht auch Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit. Hier sind die Medien gefragt, die Debatten – nicht nur aus nationaler Perspektive – zu thematisieren und zu begleiten und in den europäischen Bezugsrahmen einzuordnen. Eine stärkere thematische Beschäftigung der mitgliedsstaatlichen Medien mit Europa ist wesentlich für die Herstellung einer europäischen Öffentlichkeit, um einen nachhaltigen Transparenz- und Demokratisierungsprozess anzustoßen. Das Colloquium will sich vor allem mit der Frage befassen, wie sich die derzeitigen Probleme Europas für eine positive, zukunftsorientierte Reformagenda nutzen lassen.

 

Im Anschluss an die Konferenz findet im Raffaelsaal von Schloss Sanssouci die Verleihung des M100 Medien Preises statt. Bisherige Preisträger sind Lord Norman Foster, Bernard Kouchner, Bob Geldof, Ingrid Betancourt, Hans-Dietrich Genscher, Kurt Westergaard und Michael Anti. Laudatoren waren u. a. Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl, der polnische Botschafter Marek Prawda, ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo und Bundespräsident Joachim Gauck. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bereits zweimal mit viel beachteten Reden an der Veranstaltung teilgenommen.

 

M100 ist eine Initiative der Landeshauptstadt Potsdam und des Vereins Potsdam Media International e.V. und findet im Rahmen der Medienwoche@IFA statt.
Die Konferenz 2012 wird gefördert von der Landeshauptstadt Potsdam, vom Medienboard Berlin-Brandenburg, von der Bertelsmann AG, Google und Audi. Kooperationspartner sind Freedom House, Reporter ohne Grenzen, Institute for Advanced Sustainability Studies e. V. (IASS), Axel Springer Akademie, Land Brandenburg und Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und Human Rights Watch.

 

Beratung:

Dr. Asiem El-Difraoui, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin

Dr. Leonard Novy, Institut für Medien- und Kommunikationspolitik, Berlin

 

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