Das 12. M100 Sanssouci Colloquium endete mit der festlichen Verleihung des M100 Media Award an den italienischen Schriftsteller und Journalisten Roberto Saviano („Gomorrha“).

Nach der Begrüßungsrede von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel die politische Hauptrede des glanzvollen Abends. Sie war damit nach 2006 und 2010 bereits zum dritten Mal Hauptrednerin des M100 Media Award.

An Roberto Saviano, der seit Erscheinen seines Buchs vor zehn Jahren über die neapolitanische Camorra von der Mafia bedroht wird und mit seiner Familie unter Polizeischutz ein Leben im Untergrund führt, wendete sie sich mit einem klaren Bekenntnis zur Pressefreiheit: „Wir müssen die Pressefreiheit immer wieder aufs Neue verteidigen und uns immer wieder daran erinnern, wie schnell sie in Gefahr geraten kann – auch bei uns in Europa. Pressefreiheit besteht aus der Abwesenheit staatlicher Einflussnahme und Zensur. Pressefreiheit umfasst auch die Freiheit, Missstände aufdecken und über sie berichten zu können, ohne Nachteile oder gar Gefahren befürchten zu müssen.“

Und sie schloss mit Bezug auf das am Nachmittag abgehaltene M100 Sanssouci Colloquium ein weiteres Bekenntnis an, nämlich für ein geeintes Europa: „So wie sich der M100 Media Award als europäischer Preis versteht, so richtet auch das Kolloquium, in dessen Rahmen er heute verliehen wird, seinen Blick auf die Situation in Europa.“ Und weiter: „Niemals dürfen wir vergessen, dass wir es maßgeblich der europäischen Integration zu verdanken haben, wenn wir heute nicht mehr auf einem Kontinent der Kriege, der Unfreiheit und der Gegensätze leben, sondern immer noch in einer Union des Friedens, der Freiheit, des Wohlstands, der Stabilität und der guten Nachbarschaft. Die Europäische Union hat in ihrer Geschichte vieles erreicht, was für vergangene Generationen kaum vorstellbar war. Auch jenseits der großen historischen Linien, in unserem Alltag, profitieren wir täglich von europäischer Integration; und zwar häufig, ohne es uns bewusst zu machen: durch freies Reisen, durch unsere gemeinsame Währung, durch unsere vielfältigen persönlichen Begegnungen.“
Die Laudatio auf Roberto Saviano hielt der Chefredakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT Giovanni di Lorenzo. Di Lorenzo lobte die Auszeichnung für Saviano: „Roberto Saviano ist angewiesen auf den Rückhalt jener Gesellschaft, der er mit seiner Arbeit immer wieder die Augen geöffnet hat – gerade weil manche ihre Augen lieber wieder schließen, sich wegdrehen, von all dem nichts wissen wollen.“  Und weiter: „Ein Abend wie dieser trägt dazu bei, Roberto Saviano in seiner Heimat wieder ein Stück sicherer zu machen. Es ist nämlich ein großartiges Zeichen der Solidarität, das er hier in Potsdam erlebt – durch die Verleihung des M100 Media Awards. ‚Es wird Situationen geben’, hat Roberto einmal gesagt, ,in denen ich angreifbarer sein werde, weil man mich weniger beachtet. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ist für ihn nicht nur schmückendes Beiwerk oder schmeichelnde Geste. Sie ist eine Art Lebensversicherung.“

Roberto Saviano bedankte sich für die Auszeichnung, für  „diese unglaublichen Worte von Giovanni di Lorenzo, für diesen wunderbaren Himmel, den mir Potsdam geschenkt hat" und bei Bundeskanzlerin Merkel „für ihre Worte, die mich wirklich gerührt haben und deren Anwesenheit mich auch schützt." In seiner Rede rief er die anwesenden europäischen Pressevertreter dazu auf, den Mut zu haben, komplexe Zusammenhänge auch als solche darzustellen und nicht zu verkürzen. Dann widmete er seinen Preis dem türkischen Journalisten und Autor Ahmet Altan und dessen Bruder, dem Wirtschaftsprofessor Mehmet Altan, die am 10. September in der Türkei inhaftiert wurden.

Die Veranstaltung endete mit einem Empfang für alle Gäste in der Orangerie sowie einem exklusiven Dinner für die Teilnehmer, Förderer und Veranstalter in den Neuen Kammern.

M100 ist eine Initiative der Landeshauptstadt Potsdam und des Vereins Potsdam Media International e.V. Gefördert wurde die diesjährige Veranstaltung von der Stadt Potsdam, dem Medienboard Berlin-Brandenburg und dem Auswärtigen Amt. Sponsoren waren Sapinda, Qwant, Facebook, BMW und Samsung. Kooperationspartner waren Human Rights Watch, Konrad-Adenauer-Stiftung, Reporter ohne Grenzen, Sourcefabric, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und der VDZ.

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