Workshop I

Nach einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer und einer Diskussion über die geplanten Projekte erklärte Anna Mauersberger (Chefredakteurin von "Du hast die Macht!") das Konzept der Informationsplattform für Jugendliche und zeigte einige praktische Beispiele ihrer Arbeit. Anhand der audiovisuellen Beiträge wurde den Teilnehmern demonstriert, inwiefern sich Berichte, die für ein junges Publikum produziert sind, von traditionellen Formaten für eine ältere Zielgruppe unterscheiden. Insbesondere fielen die fehlende Distanz und Förmlichkeit zwischen Interviewer und Interviewten auf sowie häufige Schnitte, die der kürzeren Aufmerksamkeitsspanne von Jugendlichen gerecht werden sollen. Das sei ein besonders wichtiger Aspekt, so Mauersberger, damit die Zielgruppe interessiert bleibt. Darüber hinaus gab sie den Teilnehmern wertvolle Hinweise, wie man Blog-Artikel attraktiver für junge Menschen gestalten kann, u.a. durch die Einbettung von relevantem Bildmaterial, Youtube-Clips und Diashows (die man z.B. mithilfe von kizoa.com erstellen kann).
Um die Popularität der Non-Profit-Plattform „Du hast die Macht“ zu erhöhen, war laut Anna Mauersberger vor allem die  Unterstützung durch Prominente und die Zusammenarbeit mit beliebten TV-Programmen (in diesem Fall die Daily-Soap „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“) erfolgreich, was einen erhöhten Zugriff auf die Website zur Folge hatte und immer in Erwägung gezogen werden sollte, wenn man seine Zielgruppe erreichen möchte.


Workshop II

In der zweiten Hälfte des Tages stellte der Projektleiter von „Du hast die Macht“, Tino Kyre, Strategien vor, wie man bildungs- und politikferne Jugendliche erreichen kann. In seinem Vortrag "At the Cooker – Why Cooking is Good for Media" erklärte er, dass Medienproduktion so leicht sein kann wie Kochen, wenn man die richtigen Zutaten und das richtige Ambiente auf die Gäste anpasst. Aber: „Selbstverständlich sind das richtige Team und Timing zwei Faktoren, die man nicht außer Acht lassen kann", so Kyre.
Wichtig für einen erfolgreichen Weg, um als Journalist junge Menschen zu erreichen, seien vor allem folgende Punkte:
Sprich mit jedem – auf Facebook, twitter und im realen Leben, sprich mit anderen Journalisten. Google ist Dein Freund – feed the bot (s. www.feedthebot.com)!
Und sprich mit deinen Gästen – sie erzählen Dir alles, wenn Du es kannst!

Zusammengefasst seien die wichtigsten fünf Punkte für einen gelungenen journalistischen Beitrag genau dasselbe wie die für ein gelungenes Menue:
1. Gäste & Gründe (warum lädt man sie ein?)
2. Rezept & Zutaten
3. Technik & Equipment
4. Zeitplan & Timing
5. Präsentation & Kommunikation

In Anspielung auf die Präsentation der Ergebnisse drei Tage später sagte er abschließend: "Wenn Ihr das alles beachtet, werden wir ein leckeres Essen bekommen."
Razvan Carcu aus Rumänien urteilte am Ende über die Präsentation: „Ich denke, ich habe innerhalb der letzten Stunde mehr gelernt als in drei Jahren Universität".
Die Teilnehmer verbrachten den Rest des Tages damit, ihre praktische Arbeiten zu planen und rundeten den Tag mit einem Networking-Event ab, bei dem es Spezialitäten aus ihren Heimatländern gab.


Workshop III

Der zweite Tag des Jugend Medien Workshops begann am Morgen mit einem Vortrag von Jens Best, Senior Strategy Consultant, Dozent und Autor für die Bereiche digitaler Wandel, soziale Medien und E-Commerce.
Jens Best erklärte den Teilnehmern nicht nur, wie Journalisten das Internet am besten nutzen, um Stories zu finden, die Finanzierung zu sichern und die Popularität ihrer Arbeit zu fördern, sondern machte auch deutlich, dass das Internet zu einem unschlagbaren Werkzeug zur Vernetzung mit schlecht ausgebildeten jungen Menschen geworden ist. Wenn man (junge) Menschen erreichen möchte, die nicht über die Kompetenz verfügen, sich Informationen zu beschaffen, ist es wichtig, ihre Verlustängste und das Gefühl, verloren zu sein, zu erkennen. Das sei natürlich keine einfache Aufgabe, so Best, aber Journalisten sollten ihre Arbeit ständig neu bewerten mit Fragen wie: „Woher rührt das Gefühl, ausgeschlossen zu sein?", „Wie können wir diese Grenzen durchbrechen?" und „Wie bringe ich diese Gruppen dazu, sich in die politische Sphäre Ihres Landes zu integrieren? " Diese Fragen stellen sich für die analoge ebenso wie für die digitale Welt. Aber bestimmte Herausforderungen sind erst durch den digitalen Fortschritt hinzugekommen.
Journalisten haben heutzutage die Aufgabe, in einem Umfeld, in dem Raum für Debatten besteht, Meinungen zu kuratieren, zu moderieren und zu bilden. Er erinnerte daran, dass Journalisten zur Erfüllung dieser Funktionen das Internet in- und auswendig kennen müssen: „Es eine große Herausforderung, ein professioneller Informationsfilter in einer Welt zu sein, in der alles nur einen Klick entfernt ist.“ Um stets den Überblick über technische Fortschritte zu behalten, gab er den Teilnehmern den Tipp: "Behaltet immer im Hinterkopf, dass Nerds Eure besten Freunde sind."
Der Workshop wurde in der Mittagspause inoffiziell fortgesetzt, als sich um Jens Best eine Traube von Teilnehmern bildete, um ihn mit vielen weiteren Fragen zu löchern.


Workshop IV

Der vierte Workshopleiter war Henrik von Bodenhausen, Senior Content Manager bei MTV Networks. Er berichtete von den Herausforderungen, mit denen das MTV im Angesicht des Publikumswechsels von Generation X zu Generation Y (oder den „Milllienials”) konfrontiert wurde. „Studien haben gezeigt, dass die Bedürfnisse und die sozialen und emotionalen Wahrnehmung dieser beiden Gruppen völlig verschieden sind“, so von Bodenhausen. „Um für unsere Zuschauer attraktiv zu bleiben, mussten wir unsere Strategien darauf anpassen."
Als eine der größten Herausforderungen bei dem Versuch, bildungs- und politikferne Jugendlichen zu erreichen, wurde von den jungen Journalisten der Mangel an Interesse an „langweiligen" Informationen aus dem wirklichen Leben identifiziert. In Zeiten, in denen sich junge Menschen als individuelle Verbraucher sehen und mit oberflächlicher Unterhaltung übersättigt sind, scheint eine Möglichkeit für Journalisten zu sein, auf klassische Marketingtools zurückgreifen, auch wenn es vielleicht nicht ihre bevorzugte Variante ist, Informationen zu verbreiten. „Es geht darum, der erste zu sein, der Informationen hat. So können Eure Leser dann auch die ersten sein, die diese verbreiten und etwas wissen, über das sie Bestätigung ihrer Gruppe erfahren."
Henrik von Bodenhausen war überrascht, dass er bis zum Ende des Workshops noch keine LinkedIn-Anfrage von den Teilnehmern erhalten hatte. „Die Generation Y-Leute hätten das jetzt schon gemacht“, sagte er. „Nutzt, was da draußen ist. Vernetzt Euch professionell und springt auf den Google+ Zug auf ", das, so von Bodenhausen, sei die nächste große Sache im Bereich Social Media.