8. - 14. September 2017, Potsdam
(7. Anreise, 15. Abreise)

Unter dem Titel "How to finance independent journalism - education, platforms, business models" lädt der M100 Young European Journalists Workshop (M100YEJ) 15 Journalisten zwischen 18 und 27 Jahren aus den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland für 8 Tage nach Potsdam und Berlin ein.

1. Das Thema

Die Finanzierung unabhängiger journalistischer Projekte in Transformationsgesellschaften und Autokratien stellt ein zentrales Problem dar, wodurch demokratische Prozesse und Entwicklungen ver- oder zumindest behindert werden. Gerade in den Ländern der Östlichen Partnerschaft Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Moldau, Ukraine sowie in Russland haben es Journalistinnen und Journalisten, die unabhängig von staatlichen Medien berichten möchten, sehr schwer. Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland belastet auch die Beziehungen zu Westeuropa und die Demokratisierungsprozesse in den Ländern der Östlichen Partnerschaft. Die Gleichschaltung der Medien, die Unterdrückung von staatsfernem, unabhängigem Journalismus und massive Propaganda bedeuten eine starke Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit und ein Rückschlag der Demokratisierungsprozesse. Deshalb ist es neben der Vermittlung des journalistischen Handwerkszeugs und ethischen Standards äußerst wichtig, jungen Journalisten aus dieser Region zu vermitteln, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt und welche Modelle für ihre Ideen und ihre potentiellen Leser geeignet sind, damit sie ihre journalistischen Projekte verwirklichen und demokratische Prozesse unterstützen können. (Hier geht es zum Bewerbungsaufruf.)

2. Der Workshop

Beim diesjährigen M100YEJ, der bereits zum 3. Mal TeilnehmerInnen aus den Ländern der ÖP einlädt, werden anhand konkreter Beispiele unterschiedliche Finanzierungsmodelle und -möglichkeiten vorgestellt und mit ihnen gemeinsam erarbeitet. Dazu gehört auch zu analysieren, welche Modelle unter Berücksichtigung der Spezifika in den einzelnen Ländern funktionieren und welche nicht.

Vorbereitung und Durchführung des Workshops erfolgt in Zusammenarbeit mit der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche e.V., die im Jahr 2016 eine Gründerinitiative im Bereich des gemeinnützigen Journalismus gestartet hat, weitere Bildungsangebote für Gründer journalistischer Projekte plant und uns als Partner zur Verfügung steht. Die Kooperation umfasst die Vermittlung geeigneter Dozenten, den Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch, die Vernetzung mit Recherche-Journalisten oder die Beratung der Gründer in spe. Im Mittelpunkt werden dabei u.a. die Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit der Gründer und die Entwicklung nachhaltiger Finanzierungsmodelle stehen. Zudem könnten die Teilnehmer des Workshops nach dem Train-the-Trainer-Prinzip fit gemacht werden zur Vermittlung des Erlernten in der journalistischen Aus- und Fortbildung in ihren Heimatländern.

Einige der M100-Alumni arbeiten heute für erfolgreiche unabhängige Medien in ganz Europa, wie z.B. für De Correspondent in den Niederlanden oder Hromadske.TV in der Ukraine oder haben selbst Medienorganisationen gegründet wie zum Beispiel Daniel Drepper das investigative Netzwerk Correct!v und der polnische Journalist Jakub Górnicki die internationale Reportageplattform Outriders.

Sie, sowie Gründer anderer deutscher Medien-Start-Ups wie Perspective daily, Hostwriter, piqd oder auch Emin Milli, Gründer des aserbaidschanischen Exilsenders Meydan TV, laden wir ein, um den TeilnehmerInnen die jeweiligen Finanzierungskonzepte vorzustellen und hilfreiche Tipps für die Finanzierung und Betreibung von unabhängigem Journalismus zu geben. Ausgestattet mit diesen Informationen und mit einem erfahrenen Gründer bzw. einer erfahrenen Gründerin als AnsprechpartnerIn erstellen die Teilnehmer schließlich selbst ein Konzept zur Gründung eines unabhängigen (Online-)Mediums.

3. Das Ergebnis

Ziel des Workshops ist die Initiierung einer grenzüberschreitenden journalistischen Plattform für die Länder der Östlichen Partnerschaft, zum Beispiel nach dem Vorbild von Correcti!v oder www.investigate-europe.eu.

Dafür bringen wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch mit Organisationen wie Journalismfund.eu und journalismusfördernden Stiftungen zusammen, die den jungen Journalisten die Voraussetzungen für Förderungen und Unterstützungen vermitteln und gegebenenfalls als Finanzierungspartner in Frage kommen.
Teil des einwöchigen Workshops (plus An- und Abreise) ist zudem eine zweitägige Hospitanz in verschiedenen Redaktionen und journalistischen Start-ups in Berlin und Potsdam.

Die Woche endet am 14. September mit der Teilnahme am M100 Sanssouci Colloquium, an dem kurz vor der deutschen Bundestagswahl 60 bis 70 hochrangige Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Medien sowie relevanten Unternehmen und Institutionen unter dem Titel „Democracy or Despotism? The Renaissance of Dark Powers" über die Auswirkungen der aktuellen politischen Entwicklungen in Europa, die Weltlage nach den ersten neun Monaten Trump sowie die Zukunft und Verantwortung der Medien diskutieren.

Die Ansprache potentieller Teilnehmer erfolgt durch unsere Kooperationspartner in den Ländern der Östlichen Partnerschaft sowie durch unabhängige Medien wie Hromadske.TV, Colta.ru oder dem Georgian Journal Weekly Newspaper. Außerdem wird der Application Call über den Newsletter der European Youth Press, Facebook, das M100-Alumni-Netzwerk, die Goethe-Institute, Netzwerk Recherche e.V., verschiedene Universitäten sowie Facebook verbreitet. Der Press Club Belarus in Minsk (mit ca. 1300 Mitgliedern) hat sich zudem bereit erklärt, während seiner monatlich stattfindenden Journalistenmeetings das Thema des M100YEJ zu promoten und geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu einer Bewerbung zu animieren. Ebenso wollen das Ukraine Crisis Media Center in Kiew und die Vereinigung junger Journalisten in Armenien den Aufruf in ihren Ländern verbreiten.

Durch den seit 2005 stattfindenden M100 YEJ hat sich ein enges Netzwerk junger Journalistinnen und Journalisten aus ganz Europa gebildet, von denen bis heute ein großer Teil über eine M100 Alumni Gruppe und andere soziale Netzwerke miteinander verbunden ist. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben nach den Workshops gemeinsame, grenzüberschreitende Projekte realisiert, seien es Blogs, Plattformen, Filme oder Reportagen, einige davon wurden preisgekrönt.

Auch die Organisatoren von M100 sind bestrebt, mit möglichst vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern langfristig und nachhaltig in Verbindung zu bleiben und sie durch Kontakte und Empfehlungen nach Möglichkeit zu unterstützen.

 

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